Die Kirche St. Regiswindis in Vilchband
Eine baufällige Kirche
Hoch über Vilchband und schon von Weitem zu sehen steht die barocke Pfarrkirche St. Regiswindis – ein Markenzeichen des Dorfes. Im 18. Jahrhundert stand an gleicher Stelle die ehemalige Gumbertuskirche. Diese stammte wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die Kirche war baufällig geworden, wie aus einem Bericht des damaligen Bürgermeisters an den Würzburger Fürstbischof hervorgeht: Gemäuer und Holzwerk waren schadhaft und „vermülbt“, ein Sturm habe dem Kirchturm einige Teile abgerissen, so dass sogar Teile durch das Dach in das Langhaus gefallen seien und Regen in die Kirche eindringe. Fast getraue sich keiner mehr nahe an die Kirche zu kommen, da Gefahr für Leib und Leben bestehe. Solch dramatische Schilderungen konnten nur eine Konsequenz haben: Die alte Kirche musste weg und eine neue her!
Der Neubau von 1753
Leichter gesagt als getan, denn schließlich galt es eine neue Kirche auch zu bezahlen. Für die Vilchbander war klar: Das Kloster St. Stephan in Würzburg, damals Zehntherr, habe die Kirchenbaulast allein zu tragen. Die hohen Herren in Würzburg dagegen argumentierten, auch die Vilchbänder hätten ihren Teil der Baulast mitzutragen. Kurzum entschied der Bischof: Das Kloster sollte die Kosten des Langhauses, der Kirchenfond Chor und die Sakristei übernehmen, die Gemeinde sollte den Turm, Empore und Gestühl bezahlen. Das Wort des Bischofs galt schließlich – und gilt noch immer.
Am 2. Mai 1753 begann man mit den Grabearbeiten. Tags darauf fanden Arbeiter in den Seitenaltären Reliquiengefäße, die allerdings nicht mehr zuzuordnen waren, da alle Überbleibsel in den Urnen zu Staub geworden waren. Auch die drei Glocken im maroden Turm wurden abgenommen.
Grundsteinlegung für den Neubau war am 26. Juni 1753, gleichzeitig die Weihe des selben durch den Ortspfarrer Eucharius Pröstler. Recht schnell gingen die Bauarbeiten voran – noch vor dem Winter wurde die Kirche unter Dach gebracht. Der Turm wurde ein Jahr später vervollständigt und die Glocken darin aufgehängt. Die neue Kirche ist größer als die alte, sie wurde nach Schriftzeugnissen gegen den heutigen Friedhof hin vergrößert, also mehr noch an den Hang gebaut. Die Bauleitung oblag dem Würzburger Baumeister Anton Brenner. Er hatte schon den Entwurf gefertigt und war mit der Ausführung beauftragt worden.
Eine Orgel aus Karlsruhe-Durlach
Auch die einmanualige Orgel, die 1889 von der bis 1932 existenten Firma Heinrich Voit & Söhne aus Karlsruhe-Durlach gebaut wurde, erhielt in den 1970er Jahren ein neues Gesicht. Sie steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Das Instrument verfügt über 12 mechanische Register und drei Pedalregister. 2003 wurde die Orgel von der Firma Popp aus Altheim renoviert – auch das Orgelprospekt wurde in dieser Zeit dem barocken Stil angeglichen.
Die Inneneinrichtung
Die Empore und das Kirchengestühl schaffte dann tatsächlich die Gemeinde an, was durch Pfarrer Pröstler schriftlich festgehalten wurde. Am 21. Dezember 1754 konnte das Allerheiligste in einer feierlichen Prozession vom Pfarrhaus in die neue Kirche übertragen werden.
1757 bekam die Kirche einen Hochaltar, gefertigt von Rainer Wirl aus Kitzingen. 1778 erneuerte und vergrößerte der Bildhauer Johann Steuerwald den Altar. Das dort sichtbare Bild zeigt eine Szene aus dem Leben der Kirchenheiligen Regiswindis. Der Legende nach lebte die Grafentochter im 9. Jahrhundert im württembergischen Lauffen und wurde im Alter von sieben Jahren von ihrer Amme erwürgt und in den Neckar geworfen. Im Altarbild des Münchener Künstlers Waldemar Kolmsperger ist Regiswindis zu sehen, wie sie von einem Heiligenschein umstrahlt, den Fluten des Neckars standhält, ohne zu versinken oder davongetragen zu werden.
Hoch über dem Altar thront die Heiligste Dreifaltigkeit, umgeben von Engeln und Blumengewinden. Auf beiden Altarseiten sind Würzburger Bischöfe dargestellt, links der Heilige Kilian und rechts der Heilige Burkard.
Bildhauer Steuerwald setzte 1775 auch die Seitenaltäre mit ihren beachtenswerten Rokokoschnitzereien auf. Die Gemeinde zahlte ihm dafür 270 Fränkische Gulden.
Auf den Seitenaltären hat sich der Bad Mergentheimer Maler Georg Giersser verewigt. Wie schon in der alten Gumbertuskirche ist der linke Seitenaltar der Muttergottes gewidmet, auf dem rechten ist der Apostel Judas Thaddaeus zu sehen. Auch die Seitenaltäre sind ebenso wie der Hochaltar von zwei lebensgroßen Figuren flankiert: Links ist der Heilige Sebastian zu sehen, rechts der Heilige Antonius. Auf der barocken Kanzel steht der Apostel Johannes der Täufer. Über ihm schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube.
Umbaumaßnahmen im letzten Jahrhundert
1907 wurde die Kirche vergrößert, das Langhaus um sechs Meter erweitert. Auch der Kirchturm wurde in dieser Zeit aufgestockt, so dass das architektonische Gleichgewicht der Kirche wieder her-gestellt war. Die Bauarbeiten übernahm damals die heimische Firma Zimmermann. Die Kirchturmaufstockung bezahlte der damalige Pfarrer aus eigener Tasche.
Das große Deckengemälde in der Kirche zeigt Mariae Himmelfahrt. Der Münchener Kunstmaler Bischof schuf es im Jahr 1908.
1972 bekam die Pfarrkirche einen neuen Anstrich und wurde außen umfangreich renoviert, und bis 1975 waren die Arbeiten auch im Inneren abgeschlossen. Während dieser Zeit fanden die Gottesdienste im Gymnastikraum der Schule statt.
Tipp: Ausführlichere Informationen zu den Kirchen erhalten Sie im "Wittighäuser Heft 10: Kirchen". Hier online anschauen oder Druckversion bestellen.